Freitag, 17. April 2009

Sonntag, 12. April 2009

Mustering

Der Grund meiner langen Abwesenheit ist schnell erklaert: Ich war nur am arbeiten...ich bin nun 100km suedlich von Alice Springs und manage zusammen mit zwei deutschen Maedels Maryvale Station, ebenfalls eine Cattle Station mit ca. 5000 Rindern die sich auf einer Flaeche von 3300km2 erstreckt. Hier unten ist es noch heisser und es gibt doppelt soviele Fliegen...immerhin bin ich nun weiter weg von meinem nur schwer ertraeglichen Boss und bin mein eigener Chef! Es gibt 10 Bores, also Wasser-Bohrloecher die ich regelmaessig starten und warten muss. Manchmal brauche ich 2std um ueberhaupt zu so einem Wasserloch zu gelangen. Das Funkgeraet im Auto reicht meist nur die Haelfte des Weges und so bin ich voellig auf mich allein gestellt. Nur die Weite des australischen Outbacks und Ich. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, steile roten Felsen ragen ueber huegelige Duenenlandschaften die an buschige Taeler grenzen und in vaste, leere Flaechen uebergehen. DIe wilde Landschaft Australiens hat es mir angetan. Sie laesst dich frei und gibt dir Raum zum denken. Hier kannst du sein.

In den letzten Tagen hatten wir ein Muster. D.h. alle Kuehe in einer bestimmten Area werden zusammengetrieben. Ich konnte den Malboro-Mann auf seinem Pferd foermlich vor mir sehen doch auch hier kommt der Fortschritt. Das Pferd ist jetzt ein Motorcross-Motorrad, begleitet von Quads und Jeeps und unterstuetzt von einem Hubschrauber der mit irren und waghalsigen Manoevern selbst den stoerrischsten Bullen vertreibt und sei es, ihn mit den Kufen anzustubsen.

Ich habe die Rinder auf dem Motorrad gejagt. Aufgrund wenig Uebung mit dieser zweiraedrigen Rakete flog ich auch recht oft runter :-) Der weiche Sand und tiefe Graeben machten das Fahren recht schwierig und dank hoher Geschwindigkeiten auch gefaehrlich. Immerhin habe ich mich nicht uebermaessig verletzt :-)
Da mein Boss doch ein wenig chaotisch ist wusste ich die meiste Zeit nicht was eigentlich Sache war und in welche Richtung wir die Rinder eigentlich treiben sollten...hier sieht jeder Berg gleich aus...und obwohl ich doch hin und wieder verloren ging und ploetzlich mutterseelenallein in der Wueste stand fand ich doch immer wieder zurueck zur Gruppe...nicht dass die mich vermisst haetten :-)
Nachdem auch das letzte der ca 600 Rinder eingefangen war fing erst die richtige Arbeit an: das Drafting, d.h. sortieren der Rinder.
Wie ihr vielleicht gelesen habt, hab ich solch ein Drafting schon hinter mir...doch das war nichts gegen das was nun kam. Diese wilden Bush-Kuehe konnten sich ganz und garnicht mit dem Gedanken abfinden, ploetzlich in einem Stahlgehege eingezwaengt zu sein und waehrend einige das Ganze eher gemuetlich angingen war die Mehrheit entschlossen, dem Ganzen ein Ende zu setzten was soviel heisst wie ich spiesse alles auf was nach Mensch aussieht!
So wurde selbst das einfache treiben der Rinder von einem Gehege zum anderen zum Kraftakt da wir eigentlich nur am Rennen waren und oft nur knapp dem Schicksal entgingen, auf die Hoerner genommen zu werden. Diese wurden alsdann beseitigt, und zwar mit einer hydraulischen Schere...nach dieser Tortur sah manch ein Bulle entgueltig rot was vielleicht von dem ganzen Blut kam, was ihm ueber den Schaedel lief und so flog ich foermlich alle paar Minuten ueber die Zauene, in panischer flucht vor einem 500kg schweren Bullen. Selbst wenn ich hinter dem Zaun stand erschreckte ich mich oft fuerchterlich, wenn eine der Kuehe den Zaun rammte und damit das Ganze Gehege zum wackeln brachte. Damit nicht genug waren auch hinter mir im Gehege Kuehe, d.h. waehrend ich meine Aufmerksamkeit nach Vorne auf meine Arbeit richtete musste ich gleichzeitig meinen Ruecken im Auge behalten da ich einige Male auch von hinten angegriffen wurde. Nadine, eins der deutschen Maedels zog eindeutig den kuerzeren als sie gerade ein Tor zumachen wollte und ploetzlich von einem Bullen umgerannt wurde. Zum Glueck war nur ein Finger gebrochen...

Zweimal wurde eine Kuh so irre, dass selbst mein Boss, der ein lahmes Bein hat und um die 70 ist, auf den Zaun sprang!!! Wir hielten uns fuer 20 min versteckt da die Kuh unbedingt einen von uns umbringen wollte und klugerweise direkt neben unserem Arbeitsgeraet wartete und schon bei der kleinsten Bewegung unsererseits zum Angriff ueberging. Das schlimme ist das die Kuehe einfach viel schneller sind als ein Mensch. Selbst auf dem Motorrad ist man nicht wirklich sicher. Doch Angst verleiht bekanntlich Fluegel und so rannte und sprang ich manchmal mit soviel Schwung ueber die 2m hohen Zaeune dass ich noch nichtmal die Latten beruehrte.
Doch am Ende waren alle Hoerner abgeschnitten und alle Ohren gemarkt und die Rinder kamen auf den Roadtrain und wurden verkauft. Nun habe ich ein paar Tage pause bis alles wieder von vorn losgeht...