In Alice Springs angekommen wollte ich auch schon wieder weg. Ich mochte die Stadt schon beim ersten Mal nicht. Zum Glück konnte ich nach einem kurzen Anruf bei der Station und deren Wegbeschreibung schnell wieder weiter.
Nach ca. 70km auf dem Highway Richtung Darwin bog ich in den „Plenty Highway“ ein, eine schmale asphaltierte Straße ins Nirgendwo. Nach weiteren 50km und keinem Wegweiser zur „Bushy Park Station“ wurde ich leicht unruhig. Auch meine Versuche, die Station über Funk zu erreichen scheitern. Nach einer halben Ewigkeit kommt endlich das Schild der Station. Der Zufahrtsweg ist eine kleine Dirtroad die sich über weitere 10km durch das Outback windet. Endlich sehe ich in der Ferne einen Funkmast, die Station kann also nicht mehr weit sein.
Heather und Sam sind beide schon im fortgeschritten Alter. Sie sind beide auf Cattle Stations aufgewachsen und Rinder liegen ihnen sozusagen im Blut. Die Station besitzt 5000 Rinder und erstreckt sich über eine Fläche von ca. 180km². Ein großer Dieselgenerator liefert tagsüber Strom und das Wasser wird mithilfe mehrerer Bohrlöchern aus dem Boden gepumpt. Die Rinder sind überall verstreut und nach werden nur nach Arten sortiert gehalten. Wasser für das Vieh wird ebenfalls mithilfe von Windgetrieben Pumpen und Generatoren aus dem Boden gepumpt.
Es ist heiß hier in der Mitte Australiens. Tagsüber oft bis zu 45° Gard im Schatten und wesentlich mehr in der Sonne. Auch Nachts kühlt es kaum ab und so liege ich in den Quarters zusammen mit einer deutschen Bachpkackerin und einem Holländer und schwitze so vor mich hin. Da um halb 11 Uhr Abends der Strom ausgeht, funktionieren Nachts leider auch die Ventilatoren nicht. Das einzige Mittel gegen die Hitze ist ein nasses Handtuch mit dem man sich zudeckt und das ein wenig kühlt.
Unser Quartier besteht aus drei Schlafzimmern und einem Bad. Die Wände sind aus Backstein und Wellblech und tagsüber glühend heiss. Eine Decke muss als Haustür herhalten...das schützt vielleicht vor Fliegen aber nicht vor Schlangen und Spinnen. Von den letzteren haben wir einige hier. Ich habe mich schon an sie gewöhnt und fühle mich erst ab einer gewissen Größe unwohl :-) Nachts wenn ich mit der Taschenlampe bewaffnet auf die Toilette gehe, huscht es hier und da und ich weiss genau dass das die etwas größeren achtbeinigen Freunde sind. Wir haben weder TV noch Internet aber immerhin ein Telefon. Im Haupthaus gibt es zwar Internet (über Satellit) aber da das im Arbeitszimmer unseres Bosses ist, benutzen wir es eher selten.
Die Arbeit besteht viel aus Autofahren und Reparieren... das erfordert viel mechanisches können da die Generatoren oder Jeeps gewartet und repariert werden müssen sowie einfach mit Metall arbeiten...für mich ja kein Problem. Habe letzte Woche einen neuen Boden in einen Vieh-Anhänger vom Truck eingebaut. War mehrere Tage lang nur am schleifen und schweissen. Mit den Rindern hat man die meiste Zeit nichts zutun. Einmal am Tag müssen einige der Bohrlöcher abgefahren werden um die Generatoren zu überprüfen und aufzutanken. Die Wege sind alle Offroad und sehr staubig und löchrig. Oft Fährt man durch ausgetrocknete Flussbette und ausgewaschene Rinnen, manchmal durch tiefen Sand oder über Geröll. Hier sollte man Autofahren lieben denn man tut es praktisch den ganzen Tag :-)
Das Einzige was ich bis jetzt mit Rindern getan habe, ist sie zu verbrennen! Natürlich nur die toten :-) Da die anderen Rinder gern an dem Gerippe der toten knabbern und das giftig für sie ist, muss ich alle toten Rinder mit Diesel übergießen und anzünden. Man gewöhnt sich an alles!
Ich war gerade mal wieder mit dem Roadtrain unterwegs. Wir haben Rinder für eine andere Station transportiert...die Fahrt hat 20 std gedauert. Da Bushy Park einen eigenen Roadtrain hat, werden wir oft für Transporte engagiert. Bei meinem ersten Mal war es ein Bulldozer..zum Glück, denn als wir mit dem kompletten Truck steckenblieben, konnten wir uns selbst mit dem Bulldozer rausziehen :-)
Ansonsten haben wir natürlich Satellitentelefon und Funk.
Dienstag, 10. März 2009
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