Dienstag, 19. Juni 2007

Film und Fernsehen


Ich habe mal wieder Glück. Ein Kollege von der HNA gibt mir die Adresse einer deutschen Filmfirma in Auckland. Ich schaue mir im Internet ihre Seite ein und kontaktiere sie. Einige Tage später telefoniere ich mit dem Chef. Wir vereinbaren ein Treffen. Die Filmfirma liegt auf der anderen Seite von Auckland und ich brauche ca. 1 Stunde um dorthin zu gelangen. Auf der Hinfahrt nehme ich den Motorway. Als ich zum großen Autobahnkreuz Aucklands komme, von den Kiwis liebevoll „Spaghetti“ genannt, fächert sich der Motorway zu 10 Spuren auf. Es ist nicht einfach, hier den richtigen Weg zu finden, da jede Spur an einen anderen Ort führt. Ich habe aber Glück und finde die richtige Spur. Die Filmfirma „Pacifica“ hat ihren Sitz in Mairangi Bay. Reportagen über die Südsee, von Fidji bis Australien sind ihr Spezialgebiet. Ich unterhalte mich eine Stunde mit dem Chef, er zeigt mir sein Schnittstudio (Final Cut Pro 6) und ich entdecke viele Gemeinsamkeiten mit Premiere 2.0 .
Eine Woche Später komme ich wieder, um mit ihm und einem professionellen Cutter eine Reportage für ARTE zu schneiden. Die Reportage ist über „Palm Island“, eine Insel in der Nähe von Brisbaine, Australien. Auf ihr lebt die größte Ansammlung von Maoris und 90% von ihnen sind arbeitslos. Das führt natürlich zu Problemen…
Die Arbeit mit dem neuseeländischem Cutter und meinem deutschen Chef ist sehr interessant. Der Cutter erklärt mir einige Spezialfunktionen des Programms und wir timen die Schnitte auf den Offtext ab, der allerdings wieder in Deutsch ist, welches der Cutter natürlich nicht beherrscht. Der ständige Wechsel zwischen den Sprachen lässt keine Langeweile aufkommen.
Montag werde ich nun zum ersten Mal richtig arbeiten, d.h. für Geld! Das kommt wie gerufen, da mein Konto gerade wieder den traurigen Stand von 16, 40 Dollar erreicht hat.
Wir werden zu einer neuseeländischen Orca- (Killerwal) Forscherin fahren um ihr umfangreiches Material zu sichten und für eine Reportage aufzubereiten.
Ein Traum ist wahr geworden, ich lebe nicht nur auf einem exotischen Island auf der anderen Seite der Welt, ich mache hier auch das, was ich am liebsten tue: Filmen.

Montag, 19 Juni 2006
Nach einer sehr erlebnisreichen und daher eher kurzen Nacht klingelt mein Wecker. Es ist 6 am und ich quäle mich aus dem Bett. Heute geht es nach Whangarei, der größten Stadt im Norden Neuseelands. Zuerst fahre ich 1 std. zu meiner Filmfirma um dann mit meinem Chef gemeinsam in den Norden zu fahren. Nach 3 std. erreichen wir Whangarei. Hier treffen wir den Kameramann, der mit uns an diesem Projekt arbeiten wird. Es ist ein Spezialist für Unterwasseraufnahmen und, wie ich später erfahre, ein berühmter dazu. Umso mehr freue ich mich, als er mir beim Abschied seine Nummer gibt und mir einen Job anbietet.
Nach weiteren 30 Minuten Fahrt von Whangarei aus Richtung Norden, erreichen wir unser Ziel. Über eine schmale und kurvenreiche Zufahrt erreichen wir ein Haus. Hier wohnt eine der bekanntesten Orca-Forscherinnen, Dr. Ingrid N. Visser. Sie war es, die „Free Willy“ nach den Filmen auf die Wildnis vorbereitet, mit ihm trainiert hat. Wir parken unsere Autos so, dass wir nicht die Zufahrt versperren, denn sie ist immer auf dem Sprung, wartet auf den nächsten Anrufer der ihr berichtet, dass er einen Wal gesehen hat. Ihr Jeep und ihr Motorboot sind stets gepackt und warten auf ihren nächsten Einsatz. Als sich die Tür öffnet, steht mir eine blonde, energische Frau gegenüber. Ihr Haus quillt über von allem, was mit Orcas zu tun hat. Von der Orca-Fußmatte zum Schild über der Tür („Whalecome“) bis hin zu Plüsch-Orcas auf dem Sofa und Orca-Postern an den Wänden. Ich mache mich an die Arbeit, um ihr Filmmaterial, welches immerhin 30 std. umfasst, zu digitalisieren. Immer wenn das Telefon klingelt, hoffe ich, dass jemand einen Orca gesichtet hat und wir mit dem Boot rausfahren. Leider habe ich kein Glück. Lediglich ein Anruf geht ein, und dieser Anrufer ist sich nicht einmal sicher, dass er einen Wal gesehen hat. Ich muss mich also gedulden und auf die nächste Chance warten.

Während ich an den Computern sitze, springt Ingrid umher, das Telefon klingelt alle 5 min und Faxe rattern. Sie ist ein Workaholic der schlimmsten Sorte. Ihr Arbeitstag beginnt um 4 Uhr morgens und endet um 10 Uhr Abends. Mittags maximal 30 Minuten Pause, schnell etwas essen, dann geht es wieder an die Arbeit. Abends sind meistens nur 15 Minuten fürs Essen drin, sodass sie selten kocht, Fertigmenüs in der Mirkowelle sind da schon effektiver. Aber für mich macht sie eine Ausnahme und kocht.
Als ich am nächsten Morgen aufstehe, erfahre ich, dass sie mal wieder die Nacht durchgearbeitet hat. Während ich nun annehme, dass sie sich vielleicht tagsüber hinlegt, springt sie weiter umher als wäre nichts gewesen. Lediglich ein leicht verstecktes Gähnen deutet auf Überarbeitung hin *grins*
Als es 4 Uhr wird und ich mich so langsam auf den Heimweg mache, kontrolliere ich aus unerfindlichen Gründen den Ölstand meines Autos. Der Ölmessstab wird noch nicht einmal feucht! Ingrid fährt mich zur nächsten Garage damit ich Öl kaufen kann. Nachdem ich den ganzen Kanister in den Motor geleert habe und mich Freude feststelle, dass auch was angekommen ist *grins* fahre ich los…ca. 5 Stunden Autofahrt warten auf mich, denn leider werde ich zur Rushhour fahren. Schon im nächsten Kaff halte ich an. Das Geräusch meines rechten Vorderrades das schon immer da war, hat sich etwas verstärkt. Als ich den Reifen teste, ist er glühend heiß. Ich fahre weiter, denn Werkzeug zum Reifenwechseln finde ich in meinem „neuen“ Auto leider nicht. Auch wenn das Reserverad erstaunlicherweise an Ort und Stelle ist! Ulli ruft einen Freund von ihm in Whangarei an, welcher eine Autowerkstatt vorwarnt, dass ich etwas später kommen werde und dringend Hilfe benötige, denn, wie es der Zufall will, machen alle Werkstätten um 17 Uhr zu und es ist natürlich schon 16.30 Uhr und ich bin mitten im Nirgendwo. Glücklich bei der Werkstatt angekommen atme ich auf, der Mechaniker sagt mir, dass ich noch bis nach Auckland komme…was ich unbedingt muss, da ich am nächsten Tag ja wieder meinen Dienst als Zivi antreten muss.
Der Rest der Reise verläuft halbwegs reibungslos. Als ich an einer Kreuzung wende, wird eine Polizeistreife auf mich aufmerksam, lässt mir mein Wendemanöver aber noch durchgehen. Ich komme nur mit knapper Not und dem letzten Tropfen Benzin im Tank zur nächsten Tankstelle wo ich an der Kasse aufs neue bibbere, da ich nicht weiß, ob meine Kreditkarte noch mitmacht. Zu guter letzt verfahre ich mich im „Auckländer Spaghetti“ dem wohl größten Autobahnkreuz Neuseelands wo bis zu vier Straßen übereinander und untereinander sind und alles paar Meter eine weitere Ausfahrt, die mir überhaupt nichts sagt, abgeht. Nach nur 30 Minuten und dreimal verfahren finde ich dann die richtige Autobahn und die richtige Abfahrt und bin innerhalb von 10 Minuten zuhause.
Ende.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

jippiiiii wieder ein neues abenteuer freu da fängt man doch glatt wieder malan zu träumen wenn man sich das durchliest.
hdgsmdl liebe grüße aus kassel Angie ^^