Ich bin gerade wieder in Darwin angekommen. Die letzten dreieinhalb Wochen habe ich auf einem Prawn Boot gearbeitet, also einem Fischerboot das auf Prawns (Shrimps) spezialisiert ist.
Ich hatte mich sehr gefreut, als die Agency anrief und mir mitteilte, dass sie einen Job für mich hätten. Da ich schon seit mehr als einer Woche hier in Darwin auf Jobsuche war, nahm ich den dann auch dankbar an.
Am nächsten Tag fuhr ich zum Hafen und traf mich mit einem Agenten der mich nach Eintreffen des Bootes mit dem Kapitän und der Crew bekannt machte.
Der Prawn-Trawler (Eyland Pearl) ist ca. 30m lang, drei Stockwerke hoch und hat ein Fassungsvermögen von 40t in seinen Laderäumen. Da die Eyland Pearl das größte Boot der Flotte ist, wirkt sie als eine Art Mutterschiff der Flotte und assistiert oft kleineren Booten indem sie sie z.B. auftankt. Sie ist Innen sehr geräumig, ja fast gemütlich.
Meine erste Aufgabe besteht in Ausladen der Prawns des letzten Fanges. Ich lege mich natürlich richtig ins Zeug um einen guten Eindruck zu hinterlassen, da dass sozusagen mein Trial ist. Die Prawns werden über Fließbänder aus dem riesigen Kühlraum aufs Dock transportiert, müssen aber von Menschenhand von einem Fließband aufs nächste gehoben werden. Nach 5std Akkordarbeit und 16t heben (in 5kg & 10kg Boxen) bin ich am Ende.
Ich fahre noch einmal schnell Einkaufen, parke mein Auto auf dem Gelände der Fischereifirma und ziehe in meine kleine Kabine ein, die für die nächsten 3 Wochen mein neues Zuhause sein wird.
Als erstes muss das Boot aufgetankt werden. Das Ganze stellt sich als unglaublich langwierig heraus, da das Boot 100.000 liter Diesel aufnimmt…das dauert selbst mit Hochgeschwindigkeitspumpen 3 Stunden.
Als wir dann endlich aus dem Hafen ausfahren, ist es mittlerweile Nacht geworden und ich schaue den kleiner werdenden Lichtern Darwins hinterher.
Meine erste Aufgabe könnte typischer nicht sein: Deck schrubben.
Nach den ersten Tagen, einer generellen Einweisung, Knoten üben etc. kam dann das erste Set. Die Prawns wandern irgendwie mit den Gezeiten sodass je nach Mondkonstellation viel zu fangen ist oder aber auch gar nichts.
Ein Set ist eine Zeit wo nicht geschlafen wird, sondern nur gefischt, und zwar soviel es geht. Die Netze werden eingeholt und in einen Behälter entleert, dann geht das Ganze auf ein Fließband wo die Prawns nach Größe und Art sortiert werden, dann über ein weiteres Fließband in einen zweiten Behälter wo sie in Sodium Metabisulphite (E223) gebadet werden, einem Preservative das meiner Meinung nach nicht grad gesund ist und die Prawns auf eine Art und Weise chemisch „kocht“. Danach auf eine Abfülltisch wo sie in Kisten gepackt werden.
Nun geht das Ganze in einem Affenzahn und je nach Fang dauert das verarbeiten bis zu 3std. Dann werden die Kisten runter in den Gefrierraum gebracht. Dieser ist in Shockgefrierfächer (Snap) und einen Aufbewahrungsraum (Hold) unterteilt. Die Prawns müssen als erstes in den Snapfreezer. Da das einladen schnell gehen muss, muss ich dort in normaler Hose und Pulli runter, lediglich eine Skimaske schützt mich vor der scharfen Kälte. Immerhin ist es -35°C dort unten! Binnen Sekunden ist die Kleidung am Körper steif gefroren, die Nase läuft und die Augenwimpern frieren an der Skimaske fest. Die 5kg & 10kg Kartons werden von oben runter geworfen, unten aufgefangen und eingelagert. Nach ca. 2 Tagen muss man die Prawns aus dem Snapfreezer ausladen und im Aufbewahrungsraum, in dem es ebenfalls -35°C ist, stapeln. Für diese Aufgabe bekommt man immerhin einen Schutzanzug, in dem man aber auch schon nach 15min zu frieren beginnt. Manchmal war ich für 2std dort unten und habe Kisten gestapelt. Wie ich diesen Ort gehasst habe!
Als nächste ist da die ständige Arbeit. Es gibt immer etwas zutun. Tagsüber wird ununterbrochen gefischt und Nachts, wenn die Prawns etwas weniger werden, müssen Pappkartons für den nächsten Tag gefaltet werden. Ich habe schon 2 Tage und 2 Nächte am Stück und ohne Schlaf gearbeitet. Meistens jedoch so ca. 30std. Pausen gibt es nur zum Essen, was zwar relativ gut ist, aber aus Zeitgründen meisten runter geschlungen wird. Schlaf bekommt man nie mehr als 4std. meistens aber so zwischen 1 und 3 std. da die Netze ca. alle drei bis 4std geleert werden und dann jeder mit anpacken muss. Dann gibt es da noch das „Trygear“, ein kleineres Netz das ca. alle halbe Stunde hochgeholt wird und die Lage auf dem Meeresboden anzeigt.
Achso, es wird übrigens mit Schleppnetzen gefischt. Also hat man von Felsen über sämtliche Hai und Fischarten alles im Netz…zusätzlich zu den Prawns.
Ich muss erstmal meine Scheu überwinden, die schleimigen und zappelnden Prawns überhaupt anzufassen. Als nächstes kommen dann die Haie, die bis zu 1m lang und bei jedem Fang in großer Zahl vorhanden sind. Man packt das zappelnde Zähneknirschende Monster mit beiden Händen und schmeißt es über die Reeling. Als nächstes wären da die Stachelrochen. Von denen gibt’s auch mehr als genug und sie werden teilweise sehr groß. Auch sie werden in einer bestimmten Weise angefasst und über Bord geschmissen. Das Einzige was ich nicht angefasst habe, sind die Seeschlangen. Sie sind sehr giftig und meist auch sehr groß. Obwohl man mir erklärte, dass sie kurzsichtig und nicht so bewegungsfähig sind und man sie demnach einfach am Schwanz packen könnte, bin ich skeptisch geblieben, da es immer sehr knapp ausging und da wir weit draußen auf dem Meer sind, würde bei einem Biss jede Hilfe zu spät kommen.
Als nächstes habe ich dann auch noch das Fisch-Ausnehmen gelernt. Es gibt hier riesiger Fische, deren Filets so dick und so lang wie mein Arm sind.
Die Haie sind den Fischern besonders ein Dorn im Auge. Sie beißen andauernd Löcher in die Netze sodass wir beinahe täglich mit Netzeflicken beschäftigt sind. Die größten Probleme haben wir aber mit Schwertfischen (Sawfish). Sie sind riesig und verfangen sich dank ihres Schwertes andauernd im Netz. Sie rauszuholen dauert manchmal Stunden, da sie die Größe und das Gewicht von Kühen erreichen.
Ich habe schon nach der ersten Woche keine Lust mehr gehabt. Die Arbeit ist einfach tödlich. Ich war in Stadien der Müdigkeit wo ich sogar im stehen während der Arbeit eingenickt bin; und der raue Umgangston an Bord der ein dickes Fell erfordert.
Ich habe schon nach den ersten Tagen jegliches Zeitgefühl verloren. Man hält bei jeder Gelegenheit ein Nickerchen und arbeitet zu jeder Tageszeit. Das Deck ist hell erleuchtet und oft wird laute, hektische Musik gespielt; zu Motivationszwecken. Die Seilwinden sind Ohrenbetäubend und die Arbeit geht sehr auf den Rücken. Jeder Muskel tut weh, die Hände sind aufgeweicht vom Salzwasser und es bilden sich juckende Stellen, da die Prawns ja auf dem Meeresboden leben und sich von Dreck ernähren und somit mit sämtlichen Schadstoffen behaftet sind, die ins Meer gekippt werden. Ich muss mich nach jedem Fang waschen und, wenn ich nicht zu müde bin, auch mit einer Antibakteriellen Lösung einreiben.
Um die Arbeit besonders schwierig zu machen, haben wir manchmal einen 2-3m hohen Seegang. Das Boot wackelt teilweise so sehr, dass man sich nur noch festhalten kann…und dabei noch arbeiten und rumlaufen!
Als besonders Schade empfand ich es, die Reise nicht genießen zu können. Die Sonnenauf –und Untergänge waren Atemberaubend. Delphine waren unsere ständigen Begleiter und manchmal hier und da eine Walflosse in der Ferne. Die Hai und Möwenschwärme die unserem Boot folgten waren eher unwillkommen. Wir sind bis in die Kimberleys reingefahren, einem riesigen und wunderschönen Nationalpark nordwestlich von Darwin. Die vielen kleinen Inseln haben sehr zu einem Landgang eingeladen, aber wie ich immer wieder erinnert wurde, waren wir ja nicht zum Vergnügen da!
Gestern bin ich wieder in Darwin angekommen. War mit meinem Skipper und dem Obermatrose einen trinken auf einem Oktoberfest-Verschnitt und haben gefeiert, dass wir den Trip ueberlebt haben.
Am naechsten morgen mussten wir dann Ausladen. 30 tonnen Prawn in 5kg und 10kg Packchen...kann man sich ausrechnen dass das mehrere tausend Kartons sind, Das Ganze natuerlich im Kuehlraum bei Minus 35 Celsius und im Eiltempo...Nach 6std und einem ungeheuren Kraftakt waren wir dann fertig. Ich bin teilweise vor Erschoepfung fast umgekippt. Aber Aufgeben gibts nicht!
ich bin in diesem Job wirklich an meine Grenzen gekommen. Physisch als auch Psychisch. Das Denken spielt eine wichtige Rolle und wenn man es unter Kontrolle hat, kann man den Koerper zu unglaublichen Leistungen zwingen.
Soviel von mir...ich fahre naechste Woche in den Kakadu National Park und danach wohl in die Kimberleys, einen weiteren National Park :-)
Gruss von Downunder,
euer Christian
Dienstag, 30. September 2008
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